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Rezensionen von PMelittaM:

Anders als erwartet, aber gut!

Die Stimme der Kraken von Ray Nayler

Die Wissenschaftlerin Dr. Ha Nguyen reist auf die Insel Con Dao, um dort besondere Kraken zu erforschen. Mit auf Con Dao ist Evrim, der weltweit einzige Androide mit Bewusstsein, und Altantsetseg, die für die Sicherheit verantwortlich ist. Bald schon gelingt es, mit den Kraken in Kontakt zu kommen und erstaunliche Erkenntnisse zu erhalten.

Der Hacker Rustem erhält einen schwierigen Auftrag, der sogar ihn, der als der beste gilt, an seine Grenzen bringt. Und ihn womöglich das Leben kosten könnte.

Der Japaner Eiko wurde entführt und schuftet nun mit anderen Sklaven auf dem ansonsten automatisierten Fischfang- und Verarbeitungsschiff Sea Wolf.

Drei Erzählperspektiven, von denen lange nicht klar ist, ob und wie sie zueinandergehören. Jede der drei ist spannend und könnte auch eine eigene Geschichte erzählen. Eine Geschichte übrigens, die in der Zukunft angesiedelt ist, vieles läuft mittlerweile automatisiert durch KI, die Meere sind endgültig überfischt, Menschen oft billiger als Roboter, jedenfalls dann, wenn man sie als Sklaven einsetzen kann; doch eine KI, die nahezu menschlich ist, wie Evrim, halten viele immer noch für sehr gefährlich.

Und neben alldem, was das menschliche Leben betrifft, wird anscheinend eine Tierart entdeckt, die dem Menschen zwar sehr fremd ist, ihm aber womöglich an Intelligenz ebenbürtig sein könnte. Natürlich weckt das sofort Begehrlichkeiten, der Archipel rund um Con Dao wird von einem Konzern aufgekauft und abgeschottet. Altantsetseg ist vor allem deswegen mit dabei, um Angriffe jeglicher Art von außen abzuwehren.

Die einzelnen Kapitel werden jeweils durch Zitate aus Büchern von Dr. Ha Nguyen und Dr. Arnkatia Minervudóttir-Chan eingeleitet. Letztere tritt erst spät im Roman in Aktion, vorher wird lediglich durch Ha und Evrim über sie gesprochen. Dennoch ist sie wichtig für das Geschehen.

Die Zitate sind jeweils passend für die Ereignisse der jeweiligen Kapitel und betonen den wissenschaftlichen Charakter des Romans. Denn dieser ist nicht nur Thriller, sondern eher Science Fiction, und die Wissenschaft in Bezug auf KI, auf Forschung, auf Kommunikation, auf Kraken und auf die Frage nach dem „Was bin ich“, ein wichtiges Element. Dadurch ist der Roman nicht immer einfach zu lesen, man sollte sich aber unbedingt darauf einlassen. Tatsächlich hatte ich auch zunächst einen etwas anderen Roman erwartet.

Die Charaktere blieben mir relativ fremd, wir erleben sie im Grunde auch nur in einem speziellen Ausschnitt ihres Seins. Interessanterweise kam mir Evrim am nächsten. Sehr interessant sind auch die Kraken, und meiner Meinung nach gar nicht so unrealistisch. Die Ereignisse sind stellenweise sehr brutal, das Ende macht aber für mich einiges wett, ich mag es sehr.

„Die Stimme der Kraken“ ist auf gewisse Weise wissenschaftlicher als erwartet, aber auch sehr spannend. Erst nach und nach erkennt man, wohin der Roman führt, das Ende empfinde ich als besonders gelungen. Man sollte sich unbedingt auf die Geschichte einlassen, sie lohnt sich.

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München 1946

Die letzte Schuld von Heidi Rehn

München, April 1946: Ausgerechnet bei der Leiche einer Frau treffen der Kriminalkommissar Emil Graf und die Fotoreporterin Billa Löwenfeld wieder aufeinander. Nach dem sie sich vor einigen Monaten näher gekommen waren, ist Billa überraschend in die USA zurückgekehrt und erst seit kurzem wieder in München.

Wieder ist es ein Mord, der die beiden zusammenbringt. „Die letzte Schuld“ ist die Fortsetzung von „Das doppelte Gesicht“.

Und wieder verpackt Heidi Rehn den Mordfall in den historischen Hintergrund. Billa recherchiert zum Thema Entnazifizierung, das gerade in der amerikanischen Besatzungszone hochaktuell ist, denn jede:r muss dafür einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Aber auch andere Themen jener Zeit fließen in das Geschehen ein, so gehört ein Charakter zu den Momument Men, das Haus der Kunst spielt eine wichtige Rolle, und auch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse werden thematisiert. Aber auch das alltägliche Leben, die Trümmer an jeder Straßenecke, der Hunger, der viele bei den kärglichen Essenszuteilungen plagt, sowie die gesellschaftlichen Problematiken fließt mit ein. Letzteres betrifft auch Billa, die als Jüdin mit ihrer Mutter 1938 gerade noch in die USA ausreisen konnte. Allerdings ist gerade die Vielfältigkeit des historischen Hintergrunds auf den Mordfall bezogen leider etwas zu viel.

Die tote Frau kann schnell identifiziert werden, es handelt sich um Gundl Niedermeier, die in einer sogenannten Reichskleinsiedlung wohnte, ihr Mann war Blockwart, sie Vorsitzende der Frauenschaft. Gundl war in ihrem Umfeld nicht gerade beliebt, ein Grund sie grausam zu töten, lässt sich zunächst aber nicht ausmachen. Die Mordermittlung gestaltet sich daher nicht so einfach. Billa bekommt zwar den ein oder anderen Tipp, doch ob und wie das mit dem Mord zusammenhängen könnte, bleibt lange unklar. Die Auflösung am Ende ist okay, aber, wie schon im Vorgängerband, bin ich nicht so ganz zufrieden damit.

Die Charaktere haben ihre, oft der Zeit geschuldeten, Probleme, ich konnte sie mir alle gut vorstellen. Auch hier ist der historische Hintergrund gut eingepasst. Das macht den Roman insgesamt sehr atmosphärisch.

Offenbar ist mit diesem Band die Reihe bereits wieder zu Ende, jedenfalls ist bisher kein dritter Band erschienen. Für mich ist das okay, ich kann die Charaktere hier gut ihrem weiteren Schicksal überlassen.

Der Roman punktet im wesentlichen mit seinem historischen Hintergrund, man erfährt viel über jene Zeit kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges. Dieser macht den Roman zwar sehr atmosphärisch, für den Mordfall, der daneben fast nebensächlich erscheint, ist er in seiner Vielfalt aber fast etwas zu viel.

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Ein wunderbarer Roman

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte von T. J. Klune

Linus Baker ist Sachbearbeiter bei der Behörde für die Betreuung Magischer Minderjähriger. Sein Leben ist ein tägliches Einerlei, doch seinen Job nimmt er ernst, achtet Paragraphen und Verordnungen. Eines Tages wird er überraschend zum Allerhöchsten Management bestellt, welches eine besondere Aufgabe für ihn hat.

Er soll das Waisenhaus von Arthur Parnassus, auf der Insel Marsyas gelegen, überprüfen. Die Zöglinge dort sind besonders, einer davon könnte sogar der Antichrist sein.

Ich mochte die Geschichte von Anfang an, fühlte mich an diverse britische Autoren wie Terry Pratchett und Douglas Adams erinnert, und daher direkt wohl, auch wenn T. J. Klune kein Brite ist. Auch Linus war mir schnell sympathisch. Doch erst auf Marsyas entfaltet sich die Geschichte wirklich. Arthur Parnassus und Zoe Chapelwhite, die eine besondere Verbindung zur Insel hat und Arthur unterstützt, aber vor allem die Kinder wuchsen mir sehr ans Herz. Sie sind tatsächlich besonders, aber auf eine sehr liebenswerte Art. Auch Luzifer, Lucy genannt, ist in erster Linie ein fast normales sechsjähriges, von Albträumen geplagtes, Kind mit ganz eigenen Ängsten und Wünschen.

Es ist wunderbar mit anzusehen, wie Linus sich verändert, entwickelt, und man selbst fühlt das zusammen mit ihm. Nach und nach stellt sich auch immer mehr heraus, wie die Magischen ausgegrenzt und behandelt werden, weil sie anders sind und man sie fürchtet, ohne sie zu kennen. Das fühlt sich sehr aktuell an, und bringt sicher jeden zum Nachdenken. Natürlich kann es beängstigend sein, wenn Kinder oder auch Erwachsene bestimmte Fähigkeiten haben, die unter Umständen gefährlich werden könnten, doch sicher gibt es bessere Mittel als Ausgrenzung, um damit umzugehen, oder?

Mir gefällt auch der Erzählstil und die Bilder, die Klune hervorruft wie z. B. „Sein Gehirn war zu der Erkenntnis gelangt, dass momentan eine technische Störung vorlag, und strahlte nur noch ein verpixeltes Testbild aus“ (Seite 44). Wie oben schon erwähnt, fühlte ich mich an andere Autoren erinnert, was vor allem auch daran liegt, dass T. J. Klune viel Humor einfließen lässt, Humor, der sich wunderbar in die Geschichte einfügt, und, trotz des eigentlich ernsten Themas, den Roman sehr unterhaltsam macht, ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Apropos, „wunderbar“ ist ein Wort, das ich hier am liebsten dauernd benutzen würde, denn so fühlte sich der Roman für mich von vorne bis hinten an. Am liebsten würde ich jetzt selbst nach Marsyas reisen und alle dort besuchen.

Was für ein wunderbarer Roman, herzerwärmend, unterhaltsam, mit einer schönen Botschaft und wunderbaren Charakteren. T. J. Klune hat sich in die Riege meiner Lieblingsautor:innen eingereiht. Unbedingt lesenswert!

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Sehr wissenschaftlicher Science-Fiction-Roman

Die drei Sonnen von Cixin Liu

1967: In China tobt die Kulturrevolution. Die Astrophysikerin Ye Wenjie muss zusehen, wie ihr Vater, Professor Ye Zhetai während einer sogenannten Kampf- und Kritiksitzung erschlagen wird. Ye Wenjie landet schließlich in der Militärbasis „Rotes Ufer“, wo Signale ins All geschickt werden in der Hoffnung auf eine Antwort.

40 Jahre später erlebt der Wissenschaftler Wang Miao Unerklärliches, etwas will ihn davon abhalten, seine Forschungen im Bereich der Nanomaterialien weiterzuführen. Zur selben Zeit entdeckt er auch das VR-Computerspiel „Three Bodies“, in dem man versuchen soll eine Welt mit drei Sonnen zu stabilisieren.

Der Roman des chinesischen Autors erschien im Original 2006, also kurz vor der Zeit, in der der Hauptteil seines Romans spielt. Er verlangt den Leser:innen einiges ab, denn er ist sehr wissenschaftlich und dadurch nicht immer leicht zu lesen. Auf manches wird direkt im Text näher eingegangen, anderes im Anhang genauer erklärt, das betrifft auch den historischen chinesischen Hintergrund, so dass man direkt im Buch viel zusätzliches Wissen erhalten kann.

Schwierigkeiten könnten auch die verschiedenen Erzählebenen machen, allerdings habe ich mich jeweils gut zurechtgefunden und wusste immer wo bzw. wann ich gerade war. Neben den verschiedenen Zeitebenen gibt es neben der realen Welt und der des Spiels später noch eine weitere örtliche Ebene.

Man muss sich auch davon lösen, dass einen viel Action und damit einhergehende Spannung erwartet. Spannend ist der Roman schon, aber eben weniger durch Action sondern wegen der Fragen, die sich ergeben, wie kommen z. B. einige der Dinge, die Wang Miao in der realen Welt erlebt, zustande? Muss er sein wissenschaftliches Verständnis überdenken? Wer weiß mehr, und warum? Erst gegen Ende wird das meiste erklärt, und die Bedrohung greifbar. Diese wird in den beiden Folgebänden wohl im Mittelpunkt stehen, darauf bin ich schon gespannt.

Tatsächlich hatte ich etwas anderes erwartet, konnte mich aber schnell auch auf diese Geschichte einlassen. Auf gewisse Weise hat mich die Geschichte fasziniert, da sie durch ihren kulturellen Hintergrund für mich auch eine gewisse Exotik ausstrahlt.

Neben den schon erwähnten Anmerkungen im Anhang findet man dort auch etwas über Schreibweise und Aussprache der chinesischen Namen und Worte sowie ein lesenswertes Nachwort des Autors und zu Beginn des Buches ein Personenverzeichnis.

Der erste Band der Trisolaris-Trilogie ist sehr wissenschaftlich und dadurch nicht immer leicht zu lesen. Es lohnt sich aber, sich darauf einzulassen, zumal es viele Erklärungen direkt im Buch gibt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, erhält einen interessanten und auch spannenden Roman, der die Grundlage für die beiden Nachfolgebände legt, auf die ich schon sehr gespannt bin.

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Ein vertanes Leben

Notizen zu einer Hinrichtung von Danya Kukafka

Ansel Packer steht kurz vor seiner Hinrichtung. Der Roman erzählt auf mehreren Ebenen, was bis dahin in ihm vorgeht sowie über sein bisheriges Leben.

Ich finde die Form, in der von Ansel erzählt wird, sehr interessant und auch fesselnd. Seine eigenen Gedanken erfahren wir in einem Countdown bis zur Hinrichtung in der zweiten Person Singular, also in Du-Form.

Das ist eine ungewöhnliche und eher selten gebrauchte Form der Erzählung, passt hier aber sehr gut, und führt einen tief in Ansels Gedankenwelt.

Die andere Ebene ist auch eine zeitliche, auch sie führt durch Ansels Leben und zwar bis zu seiner Verhaftung, aber nicht aus seiner Perspektive, sondern aus der dreier Frauen. Es beginnt mit seiner Geburt 1973 aus Sicht seiner Mutter, und hier sieht man schon, dass sein Leben nicht einfach werden wird, und auch seine Besonderheiten werden hier schon geboren. Die Perspektiven der Frauen wechseln sich untereinander ab und mit der Ansels. So erfährt man nach und nach, über die Jahre bzw. über die wenigen Stunden, die Ansel noch hat, was genau passiert ist. Manches bleibt zunächst offen, erst später wird klar, was geschehen ist, so dass eine ganz eigene Spannung entsteht.

Ich bin zwar weder den Frauen, über deren eigenes Leben man auch viel erfährt, noch Ansel wirklich nahe gekommen, konnte mich aber dennoch gut in das Geschehen versetzen. Erschütternd ist immer wieder, dass sich Ansels Leben vielleicht auch anders hätte entwickeln können, ausschlaggebende Ereignisse kann man gut wahrnehmen, aber auch der Gedanke, was vielleicht sonst anderes geschehen wäre, bleibt im Kopf.

Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass die letzten Worte des Romans den Opfern gehören und zwar auf ganz besondere Weise.

Für mich ist dieser Roman besonders, nicht nur, weil er ein vielleicht schon von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Leben erzählt, sondern auch, weil er, wenn auch hintergründig, sich mit dem Thema Hinrichtung auseinandersetzt bzw. einen darüber zum Nachdenken bringen kann.

Mich hat der Roman sehr gepackt, aber auch betroffen gemacht und zum Nachdenken gebracht. Ansel Packer und sein Leben wird wohl noch eine Weile in meinem Kopf bleiben. Ebenso wie die Autorin, von der ich jetzt noch mehr lesen möchte.

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Lesenswert

Myrk von Michael Peinkofer

Hanz wird als Neugeborener von Meister Mimir, Durg und Runenschmied, gefunden und an Sohnes statt aufgezogen. An seinem achtzehnten Geburtstag trifft er in den Höhlen auf einen kranken Wyrm, und infiziert sich mit einer tödlichen Krankheit. Mimir macht sich mit Hanz auf den Weg, Heilung zu finden, der Weg führt sie zum Durgenkönig und zu dem menschlichen Schmied Wyland, einst Schüler Mimirs.

Auch Grid wird als Säugling von ihrer Meisterin gefunden und aufgezogen. Hulda ist eine Waldfrau, wahrscheinlich die letzte, den vor Jahren setzte Marfast, der Häuptling des Bärenvolkes, Blutjäger auf diese an, die alle töten sollten. Nun hat Marfast wieder Blutjäger ausgeschickt, und einer davon, Huorn, ist ihnen auf der Spur.

Skanna ist die Tochter Kunnarts, des Häuptlings des Drachenvolkes, und wünscht sich nichts mehr, als als erste Frau Mitglied der Skelettreiter, einer Elitetruppe Kunnarts, zu werden. Leicht wird ihr das nicht gemacht, nun aber scheint der Erfolg nahe zu sein. Doch Kunnart, der ihr sowieso nicht verzeihen kann, ein Mädchen zu sein, hat mit der Feuerpriesterin Metiga eine neue Frau gefunden, und Metiga ist nicht nur schwanger, sondern hat auch eigene Pläne.

Alle diese Charaktere spielen ihre Rolle in der Geschichte, nach und nach erkennt man die Zusammenhänge. An oberster Stelle steht Myrk, die Welt, die krankt, und womöglich dem Untergang nahe ist, genau wie Aldatru, der Geist des Waldes, der Lebensbaum. Ja, diese Geschichte wirkt durchaus aktuell, denn sie handelt davon, dass die Schöpfung stirbt, weil nicht alle ihre Geschöpfe sie so hegen und pflegen, wie es notwendig wäre, sie im Gegenteil sogar vorsätzlich zerstören. Trotzdem hebt Peinkofer nicht den Zeigefinger oder deutet gar auf seine Leser:innen, doch die Botschaft ist klar.

Und die Geschichte ist lesenswert, sehr spannend, die Charaktere klar gezeichnet, man kann mitfühlen, sowohl in positiver als auch in negativer Weise, denn einige der oben Genannten sind ganz klare Antagonisten, für die man schnell keine positiven Gefühle mehr aufbringen kann. Wie hier teilweise mit Lebewesen umgegangen wird, ist schrecklich, und manches wird recht explizit erzählt. Ich fand z. B. die Blutegelgruben, in denen offenbar auch einige Waldfrauen geendet sind, ziemlich gruselig. Und auch den Charakteren stoßen Dinge zu, die man nicht erleben möchte. Dabei ist nicht jede:r ein:e Superheld:in, Hanz z. B. ist weder für das Schmieden noch für das Kämpfen geeignet, dafür kann er wunderbare Pilzgerichte kochen, und hat auch noch ein paar andere Talente.

Was mir besonders gut gefallen hat, sind die Märchen, Sagen und Mythen, die sich hier wiederfinden. Schon die Namen Hanz und Grid lassen an ein bekanntes Märchen denken, und Hanz macht, wenn auch alleine, tatsächlich Bekanntschaft mit einer Hexe und ihrem Häuschen.

Erwähnenswert sind, neben dem schönen und sehr passenden Cover, auch die Extras. Da ist einmal die Karte, schön gestaltet von Timo Kümmel, zum anderen das lesenswerte Vorwort des Autors, das Personenverzeichnis, und das Glossar im Anhang. Ähnlich wie bei seinen Ork-Büchern gibt es auch hier eine eigene Sprache, deren Worte man im Text findet, wie z. B. „skallriddan„ für Schädelreiter. Für mich trägt das zur Atmosphäre bei, und die meisten Worte könnte man auch, wenn sie nicht erklärt würden, aus dem Kontext verstehen, so dass es das Lesen in meinen Augen nicht schwieriger macht.

Mir hat Michael Peinkofers Roman sehr gut gefallen, er punktet mit interessanten Charakteren, die mich mitfühlen ließen, einer ebenso interessanten Welt, die mit nordisch-germanischen Mythen, Sagen und Märchen verwoben wurde, und einem Thema, das auch für uns aktuell ist.

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Ein weiteres Lesehighlight

Evas Rache von Thomas Ziebula

Leipzig, 1922: Paul Stainer und sein Team bekommen es mit einem brutalen und skrupellosen Frauenmörder zu tun. Paul machen die toten Frauen sehr zu schaffen, und er wendet sich wieder dem Alkohol zu. Als ein Mann scheinbar in flagranti erwischt wird, scheint der Fall gelöst, doch der Verdächtige ist ein hochdekorierter Kriegsheld.

Der Münchner Armin Dorn will auf der Leipziger Messe seine neueste Erfindung vorführen. Seine Frau Eva möchte ihn unbedingt begleiten, woran Armin aber keinerlei Interesse hegt. Eva lässt sich allerdings nicht so leicht ausbooten.

Der vierte, und wie ich mit Schrecken festgestellt habe, letzte Paul Stainer-Roman ist kein simpler Kriminalroman. Thomas Ziebula hat bereits in den Vorgängerbänden Paul Stainer, den Kriegsrückkehrer, nicht nur interessante Fälle lösen lassen, sondern auch gezeigt, wie sehr jemand nach Krieg und Gefangenschaft gezeichnet ist. In diesem Band tritt ein weiterer Charakter auf, dem es ähnlich geht, Wilfrid Nakaski, allerdings ist dessen Weg doch anders als Pauls. Auch der historische, politische und soziale Hintergrund, u. a. der Aufstieg der nationalsozialistischen Partei, spielt seine Rolle, so ist nicht nur Pauls Vater, sondern auch einer der Kollegen überzeugter Parteigänger.

Eine besondere Rolle, man kann es schon am Titel erkennen, spielt Eva Dorn. Eva, die erkennen muss, dass nicht alles in ihrem Leben so ist, wie gedacht, die das nicht auf sich sitzen lassen will, und allerhand über sich ergehen lassen muss. Ihre Entwicklung ist interessant zu beobachten. Dass ihr Mann sie „Dornröschen“ nennt, bietet Interpretationsspielraum. Wie Eva in den Rest der Geschichte passt? Da hilft wohl nur, es zu lesen.

Auch die privaten Geschichten werden weitererzählt, und auch sie sind es, die mich an diese Reihe fesseln. Am Ende würde ich nicht nur Paul Stainer, sondern auch Siggi, Mona, Rosa, Benno, Kurt Prollmann und alle die anderen, die mir ans Herz gewachsen sind, gerne noch einmal wiedertreffen.

Thomas Ziebula hat es wieder geschafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Seine Charaktere, Leipzig, die Zeit, alles wird lebendig, man fühlt sich mittendrin, hofft und bangt mit den Charakteren, ärgert sich, ist entsetzt, nicht nur die spannende Handlung, auch die Emotionen binden mich an die Geschichte. Nachvollziehbar aufgelöst ist alles am Ende, und ich hoffe ein bisschen, dass Paul vielleicht doch noch einmal ermitteln wird, vielleicht in einer etwas anderen Rolle dann? Ich würde ihn schon gerne noch einmal wiedertreffen, bin aber auch nicht unzufrieden mit diesem Ende unserer „Beziehung“. Von Thomas Ziebula wünsche ich mir aber schon weitere historische Kriminalromane.

Auch Paul Stainers letzter Fall hat mir spannende Lesestunden bereitet, mich in das Leipzig von 1922 mitgenommen und auch wieder emotional berührt. Wer die anderen Bände noch nicht kennt, sollte diese zuerst lesen, ich empfehle sehr gerne die gesamte Reihe.

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Wiederentdeckte Kurzgeschichten

Nachbarn von Diane Oliver

Diane Oliver wurde 1943 in North Carolina geboren und ist bereits 1966 auf Grund eines Unfalls verstorben. Dieser Band beinhaltet ihre vierzehn Kurzgeschichten, von denen zu ihren Lebzeiten vier veröffentlicht worden waren, u. a. die Titelstory. Erst kürzlich wurden die Geschichten (wieder)entdeckt und nun in dieser Anthologie veröffentlicht.

Diane Oliver war schwarz und lebte in einer Zeit, in der die Rassentrennung noch aktuell war, vor allem in den Südstaaten. Ihre Geschichten handeln daher auch von Segregation, Diskriminierung und Ausbeutung, sie packt diese in alltägliche Situationen schwarzer Menschen. Sie erzählt im wesentlichen unaufgeregt, dadurch aber nicht weniger bedrückend. Ihre Lebenswelt war eben so.

Schon in der Titelstory kommt all dies zum Tragen. Tommy soll als erstes – und einziges – schwarzes Kind in eine weiße Schule. Erzählt wird aus Sicht seiner älteren Schwester Ellie. Die Familie erhält Hass- und Drohbriefe, Tommy hat Angst. Winifred geht es in „Die Kammer im obersten Stock“ ähnlich, nur ist es bei ihr ein College. Libby begleiten wir in „Gesundheitsdienst“ in ein Krankenhaus, wo eines ihrer Kinder geimpft werden soll. Leider müssen sie in das Wartezimmer für Schwarze, eine Garantie auf Behandlung gibt es für sie nicht. Libby trifft man übrigens in einer späteren Geschichte noch einmal wieder. Eine besondere Geschichte ist „Kein Service hier“, in der eine schwarze Familie in den Wald flieht, um dort zu leben, und die mich mit ihrer Pointe umgehauen hat.

Alle Geschichten, bis auf eine, werden aus Sicht von Frauen erzählt. Frauen haben oft noch ein zusätzliches Päckchen zu tragen. Alle dieser Frauen sind schwarz, bis auf eine. In der letzten Geschichte „Spinnen weinen ohne Tränen“ ist es eine weiße Frau, die im Mittelpunkt steht, die allerdings eine Beziehung zu einem Schwarzen aufnimmt.

Keine der Geschichten ist einfach zu lesen, nicht nur wegen ihrer Themen, man muss sich auch darauf einlassen und aufmerksam lesen. Ich hoffe, dass ich alles so verstanden habe, wie es von Diane Oliver gemeint war. Zum (noch) besseren Verständnis sollte man auf jeden Fall auch das Nachwort Tayari Jones' lesen. Ebenso sollte man die Anmerkung zur Übersetzung nicht überlesen.

Geschichten, die eine junge Frau vor etwas 60 Jahren geschrieben hat, wurden nun vollständig veröffentlicht und sind auf jeden Fall immer noch lesenswert. Ihre Themen sind durchaus noch aktuell.

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Ein spannendes Ende

Magische Bilder von Akram El-Bahay

Art, Amin und Wu setzen ihre Reisen fort, um die Meister aus den Bildern zu holen. Dabei sind sie weiterhin vielen Gefahren ausgesetzt, Nicéphore und seine Inquisitoren sind ihnen immer auf den Fersen, der Wächter in den Bildern erwartet sie nun schon und kann geplanter vorgehen, und auch in den Reihen der Magier erhebt sich Widerstand gegen sie.

In China schließlich kommt es zur Katastrophe und danach wird alles noch schwieriger.

Der zweite Band der Dilogie setzt da an, wo der erste aufhörte, die Meister müssen so schnell wie möglich befreit werden, um gegen die Inquisitoren, vor allem aber Nicéphore vorgehen zu können. Zum Glück hat Art seine Kräfte immer besser im Griff.

Weitere Städte und Enklaven werden besucht, mir gefallen vor allem die magischen Wesen, die immer zum Land passend sind. Welchen man hier begegnet, verrate ich natürlich nicht, ich finde, es macht einen Teil des Reizes aus, sie während des Lesens selbst kennenzulernen.

Auch wenn die Handlung auf bestimmte Weise vorgegeben ist, es gilt schließlich die Meister aus den Bildern zu befreien, ist sie natürlich nicht ohne Überraschungen. Man darf nicht vergessen, dass Akram El-Bahay ein begnadeter Erzähler ist. Mir persönlich hat es deshalb in Russland am besten gefallen. Die Geschichte wird zudem zunehmend spannender, aber auch der Humor wird nicht vergessen, dafür sorgen schon Amin, überraschenderweise eine der Mumien, und natürlich das Radio, ohne das die Geschichte nicht die wäre, die sie ist.

Gut gefallen hat mir Arts Entwicklung, sie ist auf mehrfache Weise positiv. Nachdem ich im ersten Band erst keinen Zugang zu ihm fand, war er hier sofort da. Wu wurde mir hier dagegen ein bisschen fremder, auch wenn ein Teil der Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, was man bereits am Cover erahnen kann. Apropos Cover: Beide Cover der Dilogie bilden eine Einheit, das mag ich sehr.

Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat, ist die Liebesgeschichte, die ich einfach nicht fühlen kann. Sicher, sie ist wichtig für die Geschichte, aber vielleicht hätte diese auch ohne sie funktionieren können. Für mich wirkt sie leider ziemlich aufgesetzt.

Die Geschichte endet in meinen Augen passend, auch wenn ich mir unterwegs das eine oder andere Detail ein bisschen anders gewünscht hätte, vor allem für eine der handelnden Personen.

Der zweite Band der Dilogie erzählt die Geschichte spannend weiter. Mir hat die Idee um die Bilder gut gefallen und ich bin gespannt, was Akram El-Bahay sich als nächstes einfallen lässt. Selbstverständlich gibt es von mir eine Leseempfehlung für die komplette Dilogie.

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Sehr spannend!

Oxen. Pilgrim von Jens Henrik Jensen

Die Ereignisse des letzten Bandes hängen den Protagonist:innen noch nach, und so sind der ehemalige Jägersoldat Niels Oxen, die PET-Mitarbeiterin Margarethe Franck und ihr ehemaliger Chef Axel Mossmann sowie die Polizistin Sally Finnsen weiterhin auf der Suche nach Verantwortlichen, speziell nach dem als Mandrill bekannten Teilnehmers der Dinge, die in jenem Keller geschahen, der u.

a. Sallys Bruder getötet hat. Dazwischen funkt ihnen nicht nur eine zunächst unbekannte Organisation, sondern auch eine Operation der dänischen Steuerbehörde, die Daten von Steuerhinterziehern aufkaufen möchte und die Hilfe von Axel Mossmann erbittet.

Der sechste Band der Reihe war für mich der erste, wird aber sicher nicht der letzte gewesen sein, das war mir beim Lesen sehr schnell klar. Nicht nur, dass die Geschichte absolut spannend ist und der Roman schnell zum Pageturner wird, auch die Charaktere mag ich, gerade, weil auch sie manchmal etwas undurchsichtig sind. So gibt es eine ganze Reihe Überraschungen, mit denen man so nicht gerechnet hat, auch wenn sich die eine oder andere vorher andeutet. Manches ist kompliziert, unlogisch finde ich aber nichts. Am Ende war ich absolut geflasht von der Geschichte und brauche unbedingt mehr.

Die vier Protagonist:innen kamen mir, auch wenn ich erst in diesem Band ihre Bekanntschaft machen konnte, schnell recht nahe, man lernt sie auch privat kennen, Oxen z. B. im Umgang mit seinem Sohn, Margarethe, die wegen eines amputierten Unterschenkels eine Prothese trägt, Sally, die um ihren Bruder trauert und nur schwer loslassen kann, und Mossmann, der es faustdick hinter den Ohren hat und seine Hündin liebt.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und zwar nicht nur aus denen der Protagonist:innen, so gibt es ständig mehr oder weniger große Cliffhanger, und man fragt sich schnell, wie das wohl alles zusammenhängt. Auch wenn ich den Vorgängerband, dessen Geschichte hier wieder aufgenommen wird, nicht kenne, habe ich doch nicht das Gefühl gehabt, etwas nicht zu verstehen, jedoch natürlich immer mehr den Wunsch, diesen Band auch noch bzw. die Reihe von Anfang an zu lesen. Band 1 und 2 habe ich mir auch bereits gekauft.

Auch wenn alles zunächst sehr komplex und undurchsichtig wirkt, wird es nach und nach immer klarer. Die Auflösung ist gut durchdacht. Von Anfang bis zum Ende ist die Spannung hoch, zieht aber im Laufe des Bandes noch weiter an.

Gut gefallen hat mir der Erzählstil, sehr bildhaft, manchmal fast poetisch, ein interessanter Kontrast zu den auch hin und wieder auch sehr brutalen Szenen. Sehr lesenswert ist auch das Nachwort, in dem der Autor Fakten und Fiktion betrachtet.

Der sechste Band der Reihe ist sehr spannend und baut auf dem Vorgängerband auf. Trotzdem kann man ihn auch ohne Vorkenntnisse lesen und verstehen. Für mich ein Lesehighlight in diesem Jahr, das ich gerne weiterempfehle.

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